Schilddrüsenerkrankungen Interdisziplinäres Schilddrüsen-Zentrum

Die Zahl der Schilddrüsen-Erkrankungen ist steigend, jedoch sind bei Früherkennung die Heilungschancen heute schon sehr hoch. Wichtig sind die rechtzeitige Diagnose und in der Folge das rasche Setzen der entsprechenden therapeutischen Schritte. Das gilt für jede Form der Schilddrüsenerkrankung.
 

Prim. Dr. Josef Hutter, Leiter Institut für Nuklearmedizin und Endokrinologie

Die Schilddrüse – ein kleines Organ mit großer Wirkung. Unterhalb des Kehlkopfes verortet, produziert die schmetterlingsförmige Drüse Stoffwechselhormone und steuert bzw. beeinflusst damit Hormonhaushalt, Zellwachstum, Immunsystem, Verdauung, Körpergewicht und vieles mehr. In den Fokus rückt die Schilddrüse meist erst dann, wenn sie Probleme verursacht.

Die häufigsten Erkrankungen sind:

  • Über- und Unterfunktion
  • Akute und chronische Entzündungen
  • Vergrößerungen (Struma oder auch „Kropf“)
  • Schilddrüsenkarzinome

Im Kardinal Schwarzenberg Klinikum bilden die Diagnose und Behandlung von Schilddrüsen-Erkrankungen einen überregional gefragten interdisziplinären Schwerpunkt. Die zentrale Anlaufstelle bildet das Institut für Nuklearmedizin. Wird ein operativer Eingriff erforderlich, erfolgt eine individuelle Evaluierung durch Experten verschiedener Fachrichtungen (Nuklearmedizin, Pathologie und Chirurgie) im interdisziplinären Schilddrüsenboard. Entscheidet sich der Patient dafür, den Eingriff im Kardinal Schwarzenberg Klinikum vornehmen zu lassen, kann er auf die außerordentlich hohe Qualität und Expertise der Chirurgischen Abteilung vertrauen.

Zentrale Anlaufstelle: Nuklearmedizin

Für jährlich rund 13.000 Patientinnen und Patienten mit Schilddrüsenproblemen bildet das Institut für Nuklearmedizin des Kardinal Schwarzenberg Klinikums die zentrale Anlaufstelle. Der überwiegende Teil kommt zur Therapie, Kontrolle oder Nachsorge. Neue Patienten, hauptsächlich akute und komplexe Fälle, werden durch niedergelassene Fachärzte und Allgemeinmediziner oder durch andere Abteilungen des Klinikums überwiesen.

Nach gründlicher Anamnese und den erforderlichen klinischen Untersuchungen wie z. B. Schilddrüsenhormonspiegel, Antikörperbestimmung, Ultraschall, Szintigraphie oder Feinnadelpunktion erfolgt die Diagnose. Pathologie, HNO, Radiologie und Zentrallabor sind dabei wichtige Partner der Nuklearmedizin. Der Befund ergeht an den Zuweiser.

In den überwiegenden Fällen kann das Problem konservativ, mittels einer medikamentösen Therapie oder einer Radiojodtherapie behandelt werden. Auch bei den häufig auftretenden Schilddrüsenknoten kann meist Entwarnung gegeben werden, speziell bei älteren Menschen. Die meisten Knoten sind harmlos. Bei den über 60-Jährigen hat in etwa jeder zweite Patient einen Schilddrüsenknoten.

Schilddrüsenboard legt Operationsstrategie fest

In bestimmten Fällen wird jedoch eine Operation erforderlich - etwa bei krebsverdächtigen Knoten, bei speziellen Ausprägungen einer Überfunktion oder wenn die vergrößerte Schilddrüse auf die Luftröhre drückt. Dann kommt das interdisziplinäre "Schilddrüsenboard" des Klinikums auf den Plan.

Einmal pro Woche werden hier alle für eine Operation vorgesehenen Patienten gemeinsam von Ärzten der Fachrichtungen Nuklearmedizin, Pathologie und Chirurgie besprochen, ihre Befunde in der Zusammenschau nochmals evaluiert und für jeden Patienten die individuelle Operationsstrategie festgelegt. Das "Sechs-Augen-Prinzip" erhöht die Diagnose-Sicherheit und ermöglicht rasches Reagieren in dringenden Fällen.

Schilddrüsen-Operation im KSK: Ästhetik und Sicherheit

Entscheidet sich der Patient dafür, den Eingriff im Klinikum vornehmen zu lassen, kann er auf die hohe Qualität und Expertise der Chirurgischen Abteilung vertrauen. Sofern der Patient bestimmte Voraussetzungen erfüllt, ist ein endoskopischer, organnaher Eingriff möglich. Die von Chirurgie-Primar Dr. Franz Messenbäck in Österreich etablierte Methode ermöglicht die Durchführung der Operation über einen kleinen Einschnitt in einer natürlichen Hautfalte. Die Narbe ist nach erfolgter Abheilung kaum mehr sichtbar – für die Patienten ein wichtiger kosmetischer Aspekt bei einem Eingriff an einer so exponierten Stelle wie dem Hals. Je nach individuellem Fall kommt ansonsten die offen minimalinvasive Technik (OMIT) oder die konventionelle offene Methode nach Kocher angewendet – stets ebenfalls mit Fokus auf möglichst kleine Narben.

Neben der Ästhetik steht Sicherheit an oberster Stelle: Jeder Eingriff an der Schilddrüse erfolgt unter begleitendem Neuromonitoring des „Stimmnervs“ Nervus recurrens, bei Eingriffen an den Nebenschilddrüsen kommt zudem ein laser-basiertes Kamerasystem zur laufenden Funktionsüberwachung zum Einsatz.

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Schnellschnitt: Pathologie gibt Richtung vor

Besondere Bedeutung kommt der Möglichkeit der mikroskopischen Untersuchung des Schilddrüsenknotens durch den Pathologen während der laufenden Operation zu - dem so genannten Schnell- oder Gefrierschnitt. Ein Bote bringt das entnommene Gewebe umgehend aus dem OP in die Pathologie, wo es auf unter -20 Grad Celsius gefroren, geschnitten und anschließend unter dem Mikroskop fachärztlich analysiert wird. Auf Basis der Diagnose "gutartig" oder "bösartig" wird die weitere Strategie des Eingriffs festgelegt. Von der Entnahme des Gewebes im OP bis zum einlangenden Anruf aus der Pathologie zur Übermittlung der Diagnose vergehen nur rund 15 bis 20 Minuten.

Mithilfe der Schnellschnittdiagnose kann gleich beim Ersteingriff das gesamte maligne Gewebe sicher entfernt werden oder - falls erforderlich - gleich die ganze Schilddrüse mit den dazu gehörenden Lymphknoten. Dem Patienten bleibt damit in der überwiegenden Zahl der malignen Erkrankungen ein zweiter Eingriff erspart.

Nachbetreuung

Nach dem stationären Aufenthalt erfolgt die weitere Betreuung nach einem Schilddrüsen-Eingriff wiederum an der nuklearmedizinischen Abteilung.

Kontakt

Institut für Nuklearmedizin und Endokrinologie

Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie

Spezialambulanz für Endokrine Chirurgie ("Schilddrüsen-Sprechstunde")