EinBLICK in die Gynäkologie-Pflege

"Der schönste Moment war, als mich eine Patientin, die ich über längere Zeit betreut habe, zum Abschied ganz herzlich umarmt und aufrichtig Danke gesagt hat. Ein herzliches Danke ist einfach das Schönste."

Selina Haunsperger BSc

Interview mit Roswitha Viehhauser und Selina Haunsperger, BSc

Herzlich Willkommen zu unserem Interview mit dem Thema Pflege auf der Gynäkologie. Vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt, um uns einige Fragen zu beantworten. Starten wir gleich mit Roswitha:

Kannst du etwas zu deinem Werdegang erzählen und warum hast du dich generell für den Beruf der Pflege auf der Gynäkologie entschieden?

Roswitha: Mein Werdegang ist schon lange her (*lacht*). Ich bin schon seit 1999 hier. Nach der Volks- und Hauptschule habe ich die 3-jährige Fachschule für wirtschaftliche Berufe im Elisabethinum abgeschlossen und daraufhin die Krankenpflegeschule in Schwarzach besucht. Dass ich hier auf der Gynäkologie angefangen habe, war eher ein Zufall. Das hat für mich aber von Anfang an sehr gut gepasst.

Warst du auch immer auf der Gynäkologie?

Roswitha: Ja genau. Zwischenzeitlich haben wir hier auch neurologische und internistische Patienten betreut. Ich habe auch eine Karenzpause nach meinen beiden Kindern gemacht und arbeite seit 2017 wieder mit 30 % hier.

Wie war das bei dir Selina?

Selina: Ich habe nach meiner Matura am Elisabethinum das Studium für Gesundheits- und Krankenpflege gemacht und fing vor einem halben Jahr hier auf der Station an. Die Gynäkologie war auch nicht meine erste Wahl, aber ich habe mich dann doch für die Station entschieden, weil mir die Arbeit mit den Patientinnen hier besonders gut gefällt. Man kennt seine Patientinnen während des gesamten Krankheitsverlaufs und baut einen Bezug zu ihnen auf. Das ist sehr schön.

Warum hast du dich generell für den Beruf in der Pflege entschieden?

Selina: Das wollte ich schon von klein auf. Bereits im Kindergarten habe ich gewusst, dass ich einmal Gesundheits- und Krankenpflegerin werden möchte.

Kannst du uns den Bereich der Gynäkologie im KSK näher beschreiben? Welche Aufgaben fallen hier vor allem für die Pflege an?

Roswita: Der Bereich der Gynäkologie ist sehr umfangreich. Er umfasst die Betreuung und Begleitung von Frauen und ihren Erkrankungen von der jungen Erwachsenen bis ins hohe Alter.
Ein Aufgabenbereich ist die Begleitung von Schwangeren, deren Schwangerschaft mit Problemen behaftet ist, z.B. bei übermäßigem Erbrechen, Problemen nach Hormonbehandlungen oder vorzeitige Wehentätigkeit. Wir betreuen unter anderem Patientinnen, die eine Bettruhe einhalten müssen oder jene, die einen Wehentropf bekommen.
Wir kümmern uns andererseits auch um die Patientinnen, deren Schwangerschaft ein jähes Ende nimmt. Zu unseren Aufgaben gehört es, den Kontakt mit den Psychologen und der Seelsorge und wenn gewollt mit dem Sternenkindfotografen herzustellen. Wir organisieren das ganze Rundherum. Oft ist es auch nur das Führen von Gesprächen und das Dasein für die Patientinnen, denn jede Frau geht anders mit diesem schwierigen Thema um. Das ist eine sehr belastende Situation - für die Patientinnen und deren Familien, aber auch für uns in der Pflege.
Ein weiteres großes Thema ist die prä- und postoperative Betreuung von Patientinnen mit gynäkologischen Operationen, z.B. bei Endometriose, urogynäkologischen Problemen und Krebserkrankungen.Zu unseren Aufgaben gehört außerdem die Betreuung bei onkologischen Erkrankungen. Dazu gehört alles von der Betreuung bei Chemotherapien bis hin zur Begleitung bis zum Ende des Lebens – denn auch Palliativpatientinnen sind bei uns auf der Station. Wir kennen die Patientinnen oft seit der Diagnosestellung über Jahre, da entsteht ein Vertrauensverhältnis und man erhält auch einen Einblick in die Familiensituationen. Man muss lernen, gut mit solchen Situationen umzugehen. Hier auf der Gynäkologie ist die Arbeit sehr herausfordernd, aber trotzdem auch sehr schön.

Wie gestaltet sich dein typischer Arbeitstag als Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Gynäkologie und was sind die klassischen Aufgaben, die du täglich meisterst?

Selina: Der typische Arbeitsalltag fängt in der Früh mit der Übergabe an, bei der der Nachtdienst berichtet, was in den letzten Stunden vorgefallen ist. Im Anschluss schauen wir uns die Kurven an und machen uns bereit für die Morgenpflege. Dann gehen wir durch die Zimmer und kontrollieren Vitalzeichen, Wunden, Blutungen oder auch Schmerzen und hängen Infusionen an. Wir kümmern uns auch um neue Aufnahmen, was im Normalfall sehr schnell gehen muss, weil die Patientinnen dann gleich in den OP gebracht werden. Diesen Patientinnen legen wir einen Zugang, helfen ihnen beim Umziehen und kontrollieren z.B. dass sie keinen Schmuck tragen. Am Vormittag gehen wir mit auf Visite, machen die Dokumentation und die Planung. Zu Mittag kommen dann oft schon einige Patientinnen von ihren Operationen zurück auf die Station. Wir überwachen die frisch Operierten, kontrollieren ihre Wunden und ihre Schmerzen und arbeiten die Kurve wieder aus. Abends machen wir dann noch eine Abendrunde, die so ähnlich abläuft wie die am Morgen. Eine typische Aufgabe auf der Gynäkologie ist die Betreuung der Patientinnen während den Chemotherapien. Wir hängen die Prämedikation an und überwachen die Patientinnen. Patientinnen die erstmalig eine Chemotherapie verabreicht bekommen bleiben über Nacht bei uns auf der Station.

Welche konkreten Aufgaben fallen um Bereich der onkologischen Betreuung der Patientinnen an?

Roswitha: Onkologische Patientinnen werden bei uns häufig schon von der Diagnosestellung in der Ambulanz, über die Operation bis hin zur Nachbetreuung behandelt. Für die Pflegepersonen auf der Station fallen Tätigkeiten im Rahmen der operativen Vorbereitung an. Dazu gehört unter anderem die Anpassung von operativen Hilfsmitteln, Tätigkeiten zur Thromboseprohylaxe, postoperative Schmerz-und Wundkontrolle sowie die Unterstützung bei sämtlichen Lebensaktivitäten.
Wenn der Patientinnenwunsch besteht, stellen wir einen Kontakt mit den Psychologen, der Krankenhausseelsorge oder dem Sozialdienst her. Wir helfen bei der Stellung von Reha-Anträgen und organisieren die Kommunikation mit den Diätologen, der Krebshilfe oder mit einem Friseur, bei welchem sich die Damen eine Perücke anfertigen lassen können.
Wir unterstützen die Frauen außerdem in ihrer familiären Situation. Denn onkologische Erkrankungen treffen häufig auch junge Frauen, die mitten im Leben stehen und kleine Kinder haben. Da bestehen oft große Ängste, wie es mit Haushalt, Familie und Beruf weitergehen soll. Für diese Patientinnen stellen wir den Kontakt mit einem Psychologen her, der nicht nur die betroffenen Frauen berät, sondern auch Gespräche mit den Kindern führt.

Welche Tipps kannst du als erfahrene Krankenpflegerin junge Frauen mit auf den Weg geben, um Krebserkrankungen vorbeugen zu können.

Roswitha: Das wäre vor allem der regelmäßige Besuch des Frauenarztes, bei welchem man Routineuntersuchungen wie z.B. den PAP-Abstrich und die Tastuntersuchung der Brust durchführen lassen soll. Ab einem gewissen Alter ist es zudem wichtig, regelmäßige Mammographie-Kontrollen zu machen. Auch zuhause sollte man seine Brust selbst kontrollieren. Im gebärfähigen Alter soll diese Tastuntersuchung immer zum gleichen Zykluszeitpunkt am besten nach der Periode durchgeführt werden, da hier die Brust nicht so voll ist und man ein besseres Vergleichsergebnis bekommt. Verändert sich die Form oder die Hautfarbe der Brust, verspürt man Schmerzen, sollte man das schnellstmöglich beim Frauenarzt abklären lassen.
Bei wechselnden Sexualpartnern ist es außerdem ratsam ein Kondom zu benutzen. Das schützt zwar nicht 100% vor HPV-Infektionen, beugt dem aber trotzdem vor.

Besonders im gynäkologischen Bereich gibt es viele Schnittstellen wie z.B. zur Radiologie bei Mammographien. Wie gestaltet sich die Arbeit im interdisziplinären Team?

Selina: Wir sind insbesondere mit dem Sozialdienst, mit den Diätologen, der Seelsorge und den Ärzten sehr stark im Austausch. Im gynäkologischen Bereich ist es sehr wichtig, dass hier eine gute Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Berufsgruppen herrscht, damit wir die bestmögliche individuelle Pflege für die Patientinnen anbieten können. Die Kommunikation funktioniert hier sehr gut.

Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten?

Roswita: Der Umgang mit Menschen. Und spezifisch für unsere Station, dass wir sowohl operative als auch konservative Therapien anbieten und auch betreuen.

Welcher Moment auf der Station wird dir für immer positiv in Erinnerung bleiben?

Selina: Als mich eine Patientin, die ich über längere Zeit betreut habe, zum Abschied ganz herzlich umarmt und aufrichtig Danke gesagt hat. Ein herzliches Danke ist einfach das Schönste.

Angenommen eine Pflegestudentin kommt zum Schnuppern auf deine Station? Warum würdest du ihr raten auf genau dieser Station zu arbeiten?

Roswitha: Man arbeitet mit Frauen und Krankheiten, die jede Frau selbst betreffen können. Zudem kann man eine Reihe an Spezialausbildungen machen, z.B. im Bereich der Brust, der Onkologie- oder der Palliativpflege. Es stehen einem also sehr viele Wege zur Weiterentwicklung und Selbstverwirklichung offen.