EinBLICK in die Psychiatrie-Pflege

"Richtig erfüllend ist die Dankbarkeit der Patienten und man spürt: es verändert sich etwas."

DGKP Nicole Kühleitner, Psychiatrie A

Interview mit Nicole Kühleitner und Lisa Riegler

Lisa Riegler und Nicole Kühleitner geben einen sehr persönlichen Einblick in ihren Arbeitsbereich in der Psychiatrie-Pflege im Kardinal Schwarzenberg Klinikum.

Hallo Lisa und Nicole, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt und uns über eure Tätigkeit auf der Psychiatrie-Station erzählt.

Seit wann seid ihr auf der Station tätig? Ist dies die erste Station auf der ihr als diplomierte Pflegekraft arbeitet?

Lisa: Ich bin bereits seit 3,5 Jahren hier auf der Station tätig und es war die erste Station als diplomierte Pflegekraft.
Nicole: Ich bin gebürtige Niederösterreicherin und war dort in der Altenpflege und Akutgeriatrie tätig. Vor meinem Einsatz hier habe ich bereits 2 Jahre in der Psychiatrie gearbeitet. Mittlerweile bin ich seit knapp 12 Jahren auf der Station Psychiatrie in Schwarzach. 

Wie seid ihr zur Fachrichtung Psychiatrie gekommen – durch Zufall oder durch eine ganz bewusste Entscheidung?

Lisa: Bei mir war das eher durch Zufall. Ich wurde beim Bewerbungsgespräch gefragt, ob ich auf der Psychiatrie arbeiten möchte. Ich dachte, ja warum nicht- ich sehe mir den Bereich an. Ich hatte keine Vorkenntnisse in diesem Bereich, da ich auch während meiner Praxiszeiten hier nicht eingesetzt war und daher keinen Bezug aufbauen konnte. Aber ich war neugierig und habe mich unvoreingenommen darauf eingelassen. Jetzt könnte ich mir nicht mehr vorstellen, irgendwo anders zu arbeiten.
Nicole: Also bei mir war das eine ganz bewusste Entscheidung durch meine Vorkenntnisse in der Altenpflege und Akutgeriatrie hatte ich schon Berührungspunkte mit der Psychiatrie. Es hat mich immer besonders interessiert.

Was macht die Pflege in der Abteilung Psychiatrie aus? Könnt ihr einige Schlagworte nennen?

Lisa: Die Beziehung zum Patienten steht im Vordergrund, wir arbeiten direkt mit dem Patienten und erfahren dadurch sehr viel über die Hintergründe wie z.B. die familiäre Situation. Wir kennen den Patienten als Ganzes. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Ärzten, mit den Psychologen, den Ergotherapeuten, der Musiktherapeutin, um einige zu nennen, ist enorm wichtig. Auch mit den umliegenden Seniorenheimen arbeiten wir eng zusammen. Für uns ist es besonders relevant, dem Patienten und den Angehörigen Hilfestellung für die Zeit nach dem stationären Aufenthalt zu bieten.
Nicole ergänzt: Wir schauen, dass wir ein gutes Klima für den Patienten schaffen. Wir versuchen ihn zu motivieren, die Therapien zu machen und wieder zurück in sein Leben zu finden, wir machen zum Beispiel Alltagstraining mit dem Patienten.

Warum arbeitet ihr gern hier?

Lisa: Als erstes möchte ich unser Team nennen – wir haben hier einen extrem guten Zusammenhalt. Es gibt keine Gruppenbildung, jeder ist für jeden da. Wir betreiben gute „Psychohygiene“ im Team. Auch von der Stationsleitung bekommen wir immer sehr gute Unterstützung. Wenn es ein Problem gibt, hilft uns unser Kriseninterventionsprogramm KIMA wirklich weiter.
Nicole: Die gegenseitige Wertschätzung in den verschiedenen Berufsgruppen ist besonders motivierend. Die Pflege wird hier „gehört“. Man hat immer die Möglichkeit sich einzubringen.

Was ist besonders fordernd an deinem Beruf hier auf der Station? Was ist besonders erfüllend?

Nicole: Man sollte besonders auf die eigenen Grenzen achten. Ich kann das am besten mit einem Rucksack veranschaulichen. Wenn ich zur Arbeit komme, lege ich den privaten Rucksack ab. Wenn ich nach Hause gehe, lasse ich den beruflichen Rucksack hier. Der große und vielfältige Behandlungsauftrag wie Suchterkrankungen, Demenzen, schizo-affektive Störungen oder Depressionen ist im positiven Sinne eine Herausforderung. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Es ist kein Tag gleich. Richtig erfüllend ist die Dankbarkeit der Patienten und man spürt: es verändert sich etwas.

Das bringt mich gleich zur nächsten Frage. Wie gestaltet sich dein Arbeitstag?

Lisa: Der Arbeitstag beginnt um 7 Uhr morgens. Nach der Dienstübergabe gibt es eine interdisziplinäre Morgenbesprechung, auf die die Visite folgt. Diese Fixpunkte geben dem Tag einen Rahmen, dazwischen kommen eben die ungeplanten Ereignisse wie z.B. Akutaufnahmen, die die Arbeit hier so abwechslungsreich machen. Im Nachtdienst sind wir zu dritt, das gibt eine gewisse Sicherheit, man kann immer auf die Unterstützung der Kollegen bauen.

Was für ein Typ Mensch sollte man sein, wenn man hier arbeitet? Welche Eigenschaften sollte man mitbringen?

Nicole: man sollte empathisch sein, um in Beziehung mit dem Menschen treten zu können. Es kommt sehr auf die innere Haltung an: wie tolerant, wie vorurteilsfrei, wie kommunikativ und offen bin ich? Diese Frage sollte man sich stellen.
Lisa:  man sollte jedenfalls in der Lage sein, Selbstfürsorge zu machen und die eigenen Grenzen ziehen und auch einhalten zu können.
Nicole ergänzt: man sollte die Fähigkeit besitzen, dem Patienten Raum zu geben und jemanden nicht überfordern.

Angenommen ihr solltet einem Interessenten Infos über eure Arbeit geben. Warum würdet ihr empfehlen, auf genau dieser Station zu arbeiten?

1. Das Team ist großartig

2. Der interdisziplinäre Austausch untereinander ist sehr gut– man fühlt sich gehört und man hat die Chance sich einzubringen.

3. Die ganzheitliche und abwechslungsreiche Arbeit ganz nah am Patienten ist erfüllend und herausfordernd zugleich.