23 Absolventen feierten Abschluss mit Diplomverleihung

- Warnende Worte der Schul- und Spitalsleitung an die Politik: Gesetzesnovelle gefährdet akademische Pflegeausbildung in Schwarzach
- Zukunft der erfolgreichen Kooperation ‚2in1-Modell Pflege‘ mit PMU offen
- KH-Geschäftsführer Ludwig Gold fordert: „Rahmenbedingungen zur Sicherung des Ausbildungsstandorts für alle Stufen der Pflegeausbildung schaffen“
- LH-Stv. Christian Stöckl: “Unverzichtbare Ausbildungseinrichtung für Menschen in der Region”

(26.09.2016, Schwarzach/Salzburg) - Viel Grund zum Feiern, aber auch zum Nachdenken an der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege im Krankenhaus Schwarzach: 23 Absolventen konnten sich im Rahmen der Diplomverleihung im großen Festsaal der Schule über den Abschluss ihrer dreijährigen Ausbildung freuen. Auch Gesundheits- und Spitalsreferent Landeshauptmann-Stv. Christian Stöckl reiste in den Salzburger Pongau, um den neuen Pflegekräften zu gratulieren. Die Schule steht aufgrund der seit kurzem geltenden Novelle zum Gesundheits- und Krankenpflegegesetz aber auch vor Herausforderungen: Mit dem salzburgweit ersten Ausbildungsangebot zur neuen „Pflegefachassistenz“ erweist sich die Schule hier als Vorreiter, und auch ein Kurs zur neuen „Pflegeassistenz“ wird im Herbst starten. Die seit 2011 angebotene und rasch als Erfolgsmodell mit hoher Nachfrage etablierte akademische Pflegeausbildung zum „Bachelor of Science in Nursing" in Schwarzach ist derzeit allerdings nicht gesichert.

“Der Bedarf an gut ausgebildeten Pflegekräften wird in unserer Gesellschaft weiter steigen, dies betrifft natürlich auch die Region Innergebirg im Süden Salzburgs – und hier nicht nur unser Krankenhaus, sondern auch alle Pflegeeinrichtungen bis hin zu den mobilen Pflegediensten”, erklärt Direktorin Agnes Wimmer. “Unser Ziel muss es sein, in Schwarzach auch weiterhin Pflegepersonal in allen Ausbildungsstufen auszubilden, um sowohl die Qualität als auch die benötigte Quantität mitgestalten zu können. Die mit 1. September in Kraft getretene Novelle des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes schreibt die Kürzung der Ausbildung zur neuen ‘Pflegefachassistenz’ auf zwei Jahre vor – hier bieten wir als erste Schule im Bundesland ab Oktober einen 2-jährigen Lehrgang mit 16 Teilnehmern an. Daneben möchten wir aber auch weiterhin für den gehobenen Pflegedienst unser erfolgreiches duales ‘2in1-Modell Pflege’ in Kooperation mit der PMU Salzburg anbieten. Das ist jedoch gesetzlich über 2024 hinaus leider nicht mehr gesichert.”

Perfekte Infrastruktur für Theorie und Praxis

Die qualitativ hochwertige Ausbildung von Pflegekräften hat in Schwarzach eine lange Tradition. Im Jahr 1958 wurde die Schule gegründet und seit damals wurden hier knapp 1.500 Frauen und Männer erfolgreich auf den Pflegeberuf vorbereitet. Heute bewerben sich jedes Jahr rund 160 Ausbildungswillige um 55 freie Jahrgangsplätze (davon 25 Plätze im Diplomlehrgang und 30 im „2in1-Modell Pflege“ mit Bachelor-Abschluss). Dazu kommen – in Kooperation mit dem AMS – jährlich 20 Ausbildungsplätze zur „Plegehelfer“ (neu: „Pflegeassistenz“). “Die hohe Qualität der Ausbildung in direkter Wohnortnähe ist für die Bewerber aus der Region ein wichtiges Kriterium”, sagt Direktorin Wimmer. “Wir punkten mit unserer überschaubaren Größe, einer freundlichen Atmosphäre und vor allem natürlich mit der engen Vernetzung zwischen theoretischer Ausbildung und Praxisbezug direkt im zweitgrößten Krankenhaus des Landes.”

Wohnortnahe Ausbildung wesentliches Kriterium

Ludwig Gold, Geschäftsführer im Kardinal Schwarzenberg’schen Krankenhaus, betont den hohen Wert der einzigen Möglichkeit zur umfassenden Pflegeausbildung außerhalb der Landeshauptstadt Salzburg: “Es ist erwiesen, dass gerade in der Pflege nur eine regionale Ausbildung später auch die regionale Versorgung sichert. Viele der Azubis aus der Region Innergebirg entscheiden sich speziell aufgrund der Schulnähe für eine Ausbildung zum Pflegeberuf in Schwarzach. Ein Pendeln nach Salzburg kommt für viele von ihnen - insbesondere für Frauen mit Familie - nicht in Frage. Ihnen bliebe der Abschluss einer entsprechenden Ausbildung in dem Fall verwehrt. Umso wichtiger ist es, den Ausbildungsstandort in Schwarzach für alle Stufen der Pflegeausbildung auch für die Zukunft zu sichern. Die Politik muss daher die nötigen Rahmenbedingungen schaffen, um uns so erfolgreiche Partnerschaften wie derzeit mit der PMU weiterhin zu ermöglichen.”

Stöckl: “Weichen müssen frühzeitig gestellt werden”

Gesundheits- und Spitalsreferent Landeshauptmann-Stv. Christian Stöckl: „Die Gesundheits- und Krankenpflegeschule Schwarzach ist eine unverzichtbare Ausbildungseinrichtung für viele Menschen aus den Regionen Pongau, Pinzgau, Lungau und von der Ausbildungslandschaft in Salzburg nicht wegzudenken. Durch die demographische Entwicklung steigt der Bedarf an gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pflege. Ich kann mich immer wieder persönlich davon überzeugen, welch wertvolle, engagierte und hochqualifizierte Arbeit von den Pflegerinnen und Pflegern geleistet wird, wofür ich mich herzlich bedanke. Was die akademische Ausbildung in der Zukunft angeht, müssen die Weichen frühzeitig gestellt werden, damit diese auch weiterhin gesichert ist.“

45 % der Absolventen der Schwarzacher Schule stammen aus dem Pongau, gefolgt vom Pinzgau (20 %), Lungau (15 %), dem restlichen Bundesland Salzburg (10 %). Die übrigen 10 % kommen aus den angrenzenden Bundesländern (in folgender Reihung: Steiermark, Kärnten, Tirol).
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FACTBOX - die zentralen Änderungen in Pflege und Pflegeausbildung:

Mit der am 1. September 2016 in Kraft getretenen Novelle zum Gesundheits- und Krankenpflegegesetz wurden vom Gesetzgeber drei Berufsgruppen innerhalb des Pflegedienstes festgelegt: Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege auf akademischem Niveau (Bachelor-Ausbildung in Schwarzach in Form des „2in1-Modell Pflege“ in Kooperation mit PMU; anschließender Master-Abschluss in Salzburg möglich), Pflegefachassistenz (2-jährige Ausbildung) und Pflegeassistenz (entspricht der heutigen „Pflegehilfe“; 1-jährige Ausbildung). Neben der Verteilung der bisher ausgeübten Tätigkeiten von zwei auf drei Berufsgruppen werden gleichzeitig auch weitere Aufgaben vom ärztlichen Dienst an die Pflegekräfte übertragen.

Bilder: Krankenhaus Schwarzach / Klaudija Vinkovic.