Schlaganfall: Schwarzacher "Stroke Unit" sichert Versorgung in der Region Innergebirg

- Im Akutfall zählt jede Sekunde auf dem Weg zu einer Schlaganfallstation
- Spezialisierte neurologische Einrichtung für Patienten oft lebensrettend
- Stroke Unit am Kardinal Schwarzenberg Klinikum einzigartig im Innergebirg

(20.03.2017, Schwarzach) - Der Schlaganfall ist in Österreich nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs die dritthäufigste Todesursache und die Hauptursache für bleibende Behinderungen bei betroffenen Menschen. Um diese hohen Risiken zu minimieren ist eine rasche und adäquate neurologische Behandlung unerlässlich. Idealerweise erfolgt diese in einem Krankenhaus mit einer auf die Behandlung akuter Schlaganfälle spezialisierten Einheit – einer sogenannten „Stroke Unit”. Im Bundesland Salzburg ist neben der Christian-Doppler-Klinik nur das Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzach mit einer solchen speziellen Einrichtung ausgestattet. In der rund um die Uhr für die Aufnahme von Notfällen gerüsteten Stroke Unit werden Schlaganfall-Patienten aus der gesamten Region Innergebirg behandelt, allein im Jahr 2016 waren dies knapp 300 Menschen.

„Schlaganfall-Patienten, die in einer Stroke Unit behandelt werden, haben deutlich bessere Überlebenschancen sowie deutlich bessere Aussichten auf eine umfassendere Genesung mit einem geringeren Maß an verbleibender Beeinträchtigung. Für Betroffene ist es daher essentiell, rechtzeitig an einer solchen Fachabteilung aufgenommen zu werden” erklärt Primar Michael Huemer, Leiter der Neurologie am Kardinal Schwarzenberg Klinikum. „Im Falle einer plötzlichen Durchblutungsstörung des Gehirns, die den Schlaganfall auslöst, zählt buchstäblich jede Sekunde. Die relevanten Akutuntersuchungen und die Einleitung der richtigen Therapieschritte sollen unbedingt innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn der Symptomatik erfolgen, und das ist eben nur in einem Spital mit einer spezialisierten Schlaganfallstation möglich.”

„Patienten ohne Umwege an eine Stroke Unit überstellen”
Der erfahrene Neurologe plädiert deshalb auch an alle niedergelassenen Ärzte und Notfallmediziner in der Region, betroffene Patienten nicht dem Umweg über andere Krankenhäuser auszusetzen, nur weil diese vielleicht räumlich am nächsten liegen. „Bei begründetem Verdacht auf Schlaganfall sollten Patienten unbedingt direkt in ein Haus mit einer Stroke Unit überstellt werden. Kleinere Krankenhäuser können die notwendigen Akutuntersuchungen häufig nicht in der erforderlichen Vollständigkeit und Qualität erbringen wie ein auf Schlaganfälle spezialisiertes Haus; gerade auswärtige bildgebende Untersuchungen stellen oft eher einen Zeitverlust als eine Hilfe zur Therapieentscheidung dar; in der Regel müssen wir die Untersuchungen bei uns im Haus dann noch einmal veranlassen”, so der Schwarzacher Primar.

Enger zeitlicher Rahmen
Umso wichtiger ist die Gewährleistung der Transportwege aus dem gesamten Pinzgau, Pongau und Lungau in das Schwarzacher Klinikum - sowohl zu Lande als auch in der Luft. „Dies setzt voraus, dass die erforderlichen Transportmöglichkeiten rund um die Uhr vorgehalten werden. Idealerweise erfolgt die Überstellung per Hubschrauber. Lässt die Witterung dies nicht zu, sollte sie schnellstmöglich bodengebunden und jeweils immer nach telefonischer Vorankündigung erfolgen”, betont Huemer. „Therapieentscheidungen müssen bei einem Schlaganfall in einem sehr engen zeitlichen Rahmen umgesetzt werden können.”

Gute Kooperation mit Salzburger Christian-Doppler-Klinik
Behandelt werden akute Schlaganfall-Patienten am Kardinal Schwarzenberg Klinikum mittels intravenöser Lysetherapie, sofern keine Ausschlussgründe dafür bestehen. „Dabei soll ein angenommener Gefäßverschluss durch ein hochwirksames, injiziertes Medikament wieder ‚aufgelöst’ und so die unterbrochene Durchblutung im Gehirn rasch wieder hergestellt werden”, erklärt Huemer. Nur die relativ seltenen Patienten mit sogenannten Hauptstammverschlüssen werden von Schwarzach an die Christian-Doppler-Klinik in Salzburg transferiert, da dort auch eine sogenannte interventionelle Schlaganfallbehandlung realisiert werden kann. „Die Zusammenarbeit mit den Salzburger Landeskliniken funktioniert auf allen Ebenen hervorragend”, freut sich Ludwig Gold, Geschäftsführer des Kardinal Schwarzenberg Klinikums. „Von der engen und guten Kooperation unserer Häuser profitiert die Bevölkerung im gesamten Bundesland Salzburg.”
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FACTBOX:

Die Stroke Unit im Kardinal Schwarzenberg Klinikum:

- Im Jahr 2016 wurden in der Stroke Unit des Kardinal Schwarzenberg Klinikums in Schwarzach 297 Fälle versorgt. 

- Mit 81 % kam 2016 der größte Teil der Patienten aus der Versorgungsregion 52 (Pongau, Pinzgau und Lungau – davon 69 % aus dem Pongau, 28 % aus dem Pinzgau, 3 % aus dem Lungau), 11 % aus anderen Regionen Österreichs und 8 % aus dem Ausland.

- Die Stroke Unit wurde im Dezember 2011 mit 4 Betten in Betrieb genommen. Seit Januar 2015 gibt es in Schwarzach zusätzlich eine Einheit zur Neurologie-Akutnachbehandlung mit 5 Betten. 

-  Neben der ärztlichen Versorgung spielt die Pflege eine entscheidende Rolle für den Behandlungs- und Genesungsprozess. Dabei wird in Schwarzach das sogenannte Bobath-Konzept – einer der weltweit am häufigsten angewendeten Therapieansätze zur Behandlung von Schlaganfall-Patienten – umgesetzt.

Stroke Unit:
Eine Stroke Unit ist eine auf die Behandlung akuter Schlaganfälle spezialisierte Einheit der neurologischen Abteilung eines Krankenhauses mit der Möglichkeit einer sofortigen für den Schlaganfall spezifischen Diagnostik und Therapieanleitung. Patientinnen/Patienten, die an einer Stroke-Unit behandelt werden, haben ein geringeres Risiko, an ihrem Schlaganfall zu sterben und weisen auch deutlich weniger schwere Folgeschäden auf.

Schlaganfall:
Unter einem Schlaganfall versteht man eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn, die sich mit dem ebenso plötzlichen Auftreten bestimmter neurologischer Symptome zu erkennen gibt. Bei solchen neurologischen Symptomen kann es sich typischerweise handeln z.B. um eine plötzliche Schwäche oder Ungeschicklichkeit eines Armes oder einer Hand, oder der Schwäche einer gesamten Körperhälfte. Auch eine plötzliche Asymmetrie im Gesicht – der sogenannte hängende Mundwinkel – kann zusammen mit den genannten Symptomen oder isoliert für sich ein solches Schlaganfallsymptom sein. Deutlich zu erkennen gibt sich ein Schlaganfall z.B. auch an einer Sprechstörung, also der Unfähigkeit, die richtigen Worte herauszubringen bzw. sich verständlich auszudrücken.

Es gibt außerdem weniger eindrucksvolle Symptome, die ebenfalls durch einen Schlaganfall bedingt sein können, wie z.B. Schwindel und bestimmte Sehstörungen, die in unterschiedlichen Kombinationen auftreten können; auch hier ist es in erster Linie die zeitliche Dynamik des Auftretens solcher Symptome, die an einen Schlaganfall denken lassen sollen: je plötzlicher das Auftreten solcher Symptome ist, umso eher liegt ein – u.U. rechtzeitig behandelbarer – Schlaganfall ursächlich zugrunde. Für alle diese Symptome gibt es neben einem Schlaganfall auch alternative (z.T. auch harmlose) Erklärungen, die allerdings nur nach sorgfältiger Erhebung der Vorgeschichte und einer klinisch-neurologischen Untersuchung  durch einen erfahrenen Facharzt für Neurologie in Betracht gezogen werden können.